Baden-Württemberg: Nach einem Plus von 2 % im 1. Quartal gingen die Ausfuhren im 2. Quartal um 0,4 % zurück
Die baden-württembergischen Unternehmen exportierten im 1. Halbjahr 2019 nach vorläufigen Ergebnissen insgesamt Waren im Wert von fast 103 Milliarden (Mrd.) Euro. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg entsprach dies einem Anstieg um 0,8 Mrd. Euro oder 0,8 % gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum. Die Importe erhöhten sich im gleichen Zeitraum mit einem Zuwachs um 6,7 % deutlich stärker als die Exporte. Damit entwickelten sich die Exporte bzw. Importe im Südwesten in der 1. Jahreshälfte 2019 erstmals seit 2015 bzw. 2016 wieder dynamischer als bundesweit (Ausfuhr Deutschland: +0,5 %, Einfuhr Deutschland: +2,9 %).
Die Exporte konnten in den ersten 6 Monaten auf bereits hohem Niveau erneut expandieren und erreichten einen weiteren historischen Höchststand, das Exportklima hat sich jedoch angesichts der nachlassenden Weltkonjunktur und der Handelskonflikte spürbar eingetrübt. In den vergleichbaren Zeiträumen der Jahre 2017 und 2018 waren die Zuwachsraten mit 3,9 % und 2,8 % noch um ein Vielfaches höher ausgefallen. Betrachtet man die Entwicklungen in den ersten beiden Quartalen 2019, tritt die Abschwächung noch deutlicher zutage. So betrug der Exportzuwachs im Südwesten im 1. Quartal 2019 gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal noch 2,0 % und erreichte fast Vorjahresstärke (1. Quartal 2018: +2,2 %), im 2. Quartal blieben die Ausfuhren dagegen um 0,4 % hinter ihrem Vorjahreswert zurück (2. Quartal 2018: +3,5 %). Bundesweit war dieser Verlust an Dynamik noch ausgeprägter als hierzulande (1. Quartal 2019: +2,5 %, 2. Quartal 2019: −1,3 %).
Für den Zuwachs beim Exportwert war im 1. Halbjahr 2019 vor allem die stark gestiegene Nachfrage nach Kraftwagen und Kraftwagenteilen ausschlaggebend, der wichtigsten aller Exportgütergruppen Baden-Württembergs (+9,9 %). Dagegen gingen die Ausfuhrwerte in den ebenfalls exportstarken Warengruppen Maschinen und pharmazeutische Erzeugnisse um 2,4 % bzw. 11,6 % zurück. Diese drei wichtigsten Exportgütergruppen stellten einen Anteil von 55 % am Gesamtexport Baden-Württembergs.
In die Mitgliedstaaten der Europäischen Union wurden im 1. Halbjahr 2019 Waren im Wert von 54,1 Mrd. Euro exportiert (Anteil: 52,8 %), was gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum einem Zuwachs von 1,0 % entspricht. Vor allem in Frankreich (+5,6 %), Italien (+4,0 %) und im Vereinigten Königreich (+2,6 %) waren baden-württembergische Güter vergleichsweise stark gefragt. Ausschlaggebend für die überraschend gute Halbjahresbilanz mit dem Vereinigten Königreich war das 1. Quartal, in dem die Exportgeschäfte nach einem anhaltenden Rückgang in den Jahren 2016 bis 2018 nun mit einem Plus von 21,3 % gegenüber dem Vorjahresquartal hervorragend liefen. Besonders stark nachgefragt wurden im 1. Quartal 2019 Kraftwagen und Kraftwagenteile aus baden-württembergischer Produktion (+45,8 %). Einiges deutet darauf hin, dass es sich hierbei um einen Sondereffekt handelt, der mit dem ursprünglich geplanten EU-Austrittstermin Ende März 2019 im Zusammenhang steht. Um drohenden Handelshemmnissen zu entgehen, dürften sich die Briten zuvor verstärkt mit baden-württembergischen Gütern eingedeckt haben (2. Quartal: −16,5 %). Allein rund 30 % des gesamten Südwest-Exports in das Vereinigte Königreich entfielen auf Kraftwagen und Kraftwagenteile. Wegen des genannten Sondereffekts dürfte die Abschwächung der Exportdynamik vom 1. zum 2. Quartal überzeichnet sein.
Überraschend positiv fiel die Halbjahresbilanz mit Asien (+2,8 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum) und hier insbesondere mit China (+3,2 %) aus. Dies dürfte mit den von China im Handelskonflikt mit den Vereinigten Staaten verhängten Gegenzöllen auf US-Importe zu tun haben, die über verstärkte Handelsbeziehungen mit dem europäischen Markt und insbesondere Baden-Württemberg umgangen werden können. Auch in diesem Auslandsmarkt profitierten im Südwesten in erster Linie die Kfz-Hersteller, aber auch die Pharma-Produzenten.
Die Exporte nach Amerika, hinter Europa und Asien der drittwichtigste Zielkontinent baden-württembergischer Waren, lagen im 1. Halbjahr 2019 lediglich um 0,6 % über dem entsprechenden Vorjahreszeitraum. Hierfür waren vor allem die gedämpften Nachfrageimpulse des wichtigsten Exportlands Vereinigte Staaten ausschlaggebend (+0,1 %). Die Exporte pharmazeutischer Produkte in die Vereinigten Staaten waren weiter rückläufig, im Gegenzug nahmen jedoch die Ausfuhren von Kraftwagen und Kraftwagenteilen kräftig zu. Hier könnten vorgezogene Käufe angesichts drohender US-Importzölle auf europäische Kraftfahrzeuge eine Rolle spielen.